Zusatzinformationen
SEHENSWERTE LOST PLACES UND INTERESSANTE GESCHICHTEN ENTLANG DER TOUR
Beachte: Einige der Lost Places haben wir als außertourlich gekennzeichnet, da eine logische Routenführung für uns oberste Prioriät hat. Nicht jeden Gravelbiker interessieren unsere spannenden Geschichten entlang der Touren. All jene wollten wir nicht entlang des Tracks in "Sackgassen" führen.
Bunker in Maria Gail | a u ß e r t o u r l i c h
Als Kreuzung wichtiger Bahnlinien war Villach im Zweiten Weltkrieg Ziel von Bombenangriffen der Alliierten. Von Sommer 1944 bis Kriegsende im Mai 1945 wurden auf die Stadt mehr als 42.000 Bomben abgeworfen. Die Bevölkerung suchte Schutz in teilweise selbstgebauten Bunkern. Besonders viele gab es im sogenannten Pfarrhofhügel im Dorf Maria Gail, weil sich in das nicht besonders harte Gestein aus Kalk-Konglomerat rasch Stollen schlagen ließen. Einige davon sind erhalten und offen geblieben. Zu zwei Eingängen führt ein kurzer Abstecher (anfangs noch mit dem Rad) in den Silberregenweg, den nach 200 Metern der Damm am Ufer des Gail-Flusses kreuzt. Von dort aus geht es zu Fuß 90 Meter den Damm entlang flussaufwärts Richtung Südwesten, bis linkerhand ein Teich und direkt am Weg ein Stauwerk auftauchen. Vor dem Teich verlässt man den Pfad Richtung Süden. Im Gelände zwischen Teich, Bach und dem Pfarrhofhügel sind dann nach 100 bzw. 150 Metern die Bunkereingänge zu sehen. Das Betreten der Stollen ist verboten!
Wallfahrtskirche Maria Gail | a u ß e r t o u r l i c h
Ein 100 Meter kurzer Abstecher führt zur Wallfahrtskirche Maria Gail. Sie zählt zu den ältesten und bedeutendsten Sakralbauten in Kärnten. Ihre Gründung geht vermutlich auf die Langobarden zurück, die an der Schwelle von der Spätantike zum Frühmittelalter in Norditalien herrschten. Das Gotteshaus war nicht immer so gut in Schuss wie heute. Eine Steintafel im Turmquadrat berichtet vom Einsturz des Kirchturms im Jahre 1580 und dessen Wiederrichtung 1606. Die Ursache dafür soll, höflich formuliert, „mangelnde Renovierungsbereitschaft“ gewesen sein. Unter den zahlreichen Kunstschätzen im Inneren der Kirche stechen der barocke Hochalter mit dem Gnadenbild der Schutzmantelmadonna und der spätgotische Flügelaltar hervor, der als Meisterwerk unter den Schnitzaltären im Land zählt.
Eine uralte Sage schreibt die Gründung der Kirche den Burgherren von Finkenstein zu und nennt auch Namen: Freiherr Grotta von Grottenegg und seine fromme Gemahlin Sigmunde sollen um 1600 ein Kind bekommen haben, das von einer schlimmen Hautkrankheit gezeichnet war. Der Frau erschien daraufhin drei Mal hintereinander im Traum ein Greis und sagte, sie müsse sich mit dem Kind nach Maria Gail begeben. Dort solle sie um Mitternacht dreimal um eine Grube reiten, in der zu dieser Zeit noch giftige Ungeheuer hausten. Sigmunde wagte den „Höllenritt“, das Kind wurde geheilt, die Drachen verschwanden, die Burgherren ließen die Grube zuschütten und an der Stelle die Kirche errichten. Ein Steinrelief an der südlichen Außenwand der Vorhalle soll an diese Begebenheit erinnern. Es zeigt den als Drachentöter verehrten heiligen Georg zu Pferd, unter dem sich ein Ungeheuer aufbäumt, und rechts eine Frauengestalt, die Sigmunde darstellen könnte.
Kirchenwirt Finkenstein | K u l i n a r i k
Tradition wird beim Kirchenwirt in Finkenstein ebenso großgeschrieben wie Innovation – seit mittlerweile sechs Generationen! Der Familienbetrieb ist heute ein weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekanntes und beliebtes Steak-Wirtshaus. Die Speisekarte listet jede noch so kleineste Zutat auf, vom Salz bis zum Balsamico-Essig. Und wer es sich zutraut, kann sein Steak selbst brutzeln. Ein heißes Angebot im wahrsten Sinn des Wortes. Man bekommt dafür einen bis zu 400 Grad warmen Lavastein auf den Tisch gestellt. Reservierung empfohlen!
www.kirchenwirt.in
Finkensteiner Nudelfabrik | K u l i n a r i k
Nicht jede Fabrik ist ein Industriebetrieb. Das wohl ursprünglichste und köstlichste Beispiel dafür steht in Finkenstein am Faaker See. Ein 1,5 Kilometer langer Abstecher von der Route führt dort direkt zur Finkensteiner Nudelfabrik. Sie ist seit 1895 in Betrieb und wurde damals in einem alten Hammerwerk eingerichtet, um dessen Wasserkraftanlage zu nutzen. Das Unternehmen wird nach wie vor als Familienbetrieb geführt. Mittlerweile hütet die fünfte Generation die geheimen Rezepte, die Grundlage vieler, teilweise von Hand hergestellter Pastakreationen sind. An die Fabrik angeschlossen sind ein Feinkostladen und ein Marktcafé, in dem natürlich die hauseigenen Nudeln auf den Tisch kommen.
www.finkensteiner.at
Burgruine Finkenstein | a u ß e r t o u r l i c h
Die traumhafte Aussicht auf den Faaker See genoss hier vor langer Zeit auch ein legendärer Habsburger-Kaiser: Maximilian I., der mit dem Beinamen „der letzte Ritter“ in die Geschichte eingehen sollte, verbrachte um 1470 einige Monate seiner Kindheit auf Burg Finkenstein. Der damals Zehnjährige und seine vierjährige Schwester Kunigunde waren nach dem Tod ihrer Mutter Eleonore Halbwaisen und ihr Vater, Kaiser Friedrich III., ziemlich beschäftigt. Er hatte mit einigen Aufständen und den Ungarn zu kämpfen. Weil das Gebiet um Villach noch sicher war, gab Friedrich seine Kinder in die Obhut von Landesverweser (Landeshauptmann) Ritter Sigmund Kreuzer, dem die Herrschaften Finkenstein und Wernberg gehörten. Schon damals galt: Gute Rechnung, gute Freunde. In den Büchern des Kaisers finden sich Aufstellungen über die Kosten für die Verpflegung der Kinder auf Finkenstein sowie über die Menge des Hafers, den man an ihre Pferde verfütterte.
Burg Finkenstein war bis ins 18. Jahrhundert bewohnt. In den 1980er-Jahren stoppte der damalige Besitzer den Verfall und baute ein bis genutztes Veranstaltungszentrum dazu. In der sogenannten Burgarena traten schon Stars wie Jose Carreras, Montserrat Caballé, Joe Zawinul, Udo Jürgens, Konstantin Wecker und Falco auf.
Kanzianiberg
Wegen seiner guten strategischen Lage (Rundumblick und leicht zu befestigen) war der Kanzianiberg bereits im 3. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Auf den verschwundenen Resten des neolithischen Dorfes entstand ein heute ebenfalls verschwundenes römisches Kastell. Die Kirche – sie steht noch – wurde 1301 das erste Mal urkundlich erwähnt, dürfte aber viel älter sein. Sie ist den für die Erhebung namensgebenden frühchristlichen Heiligen Kanzius, Kanzian und Kanzianilla geweiht. Rund um den Berg standen drei Kalköfen. Einer war bis Ende der 1940er-Jahre in Betrieb und wurde später renoviert. Er liegt direkt an der Route und gewährt einen spannenden Einblick in die jahrtausendealte Technik der Kalkgewinnung. Die Felswände links und rechts, aus denen die Kalksteine zum Brennen gebrochen wurden, dienen nun als Klettergarten mit Routen in allen Schwierigkeitsgraden.
www.kanzianiberg.com
Techuana
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert, aber wahrscheinlich schon viel früher, wurde der Kozjak in St. Martin bei Rosegg auf der Suche nach Erzen wie Blei und Zink systematisch durchlöchert. Die zuletzt von der Bleiberger Bergwerksunion betriebene Mine steht seit Anfang des 20. Jahrhunderts still – allerdings nur im wirtschaftlichen Sinn. Akustisch ist das Gegenteil der Fall. Rund um die alten Stollen und Schächte hallen immer wieder seltsame Geräusche durch den Wald. Wenn Zugluft durch das alte Bergwerk pfeift, spielt der Wind auf einer Art großen Orgel. Seltsam, aber super für das Pfadfinderlager Techuana, das seine Zelte seit 1964 auf dem ehemaligen Bergbaugelände aufgeschlagen hat. Am Lagerfeuer haben wohl schon Generationen von jugendlichen Campern über die Töne aus der Tiefe gerätselt. Für die Disziplin bei den Pfadfindern spricht, dass noch niemand verschwunden ist: Nicht alle Schächte, die geradewegs und senkrecht ins alte Bergwerk führen, sind verschlossen.
Techuana ist übrigens ein Wort, das in fast allen Indianersprachen Nordamerikas vorkommt. Es steht für die Zeitspanne der Erprobung und das Heranreifen zum Krieger: Jeder männliche Indianer musste in der Pubertät den heimatlichen Wigwam für mindestens 3 Monde (Monate) verlassen, um in der Prärie, den Wäldern und Bergen allein das Leben zu meistern.