Zusatzinformationen
SEHENSWERTE LOST PLACES UND INTERESSANTE GESCHICHTEN ENTLANG DER TOUR
Schüttes Tavberna | a u ß e r t o u r l i c h e K u l i n a r i k
Heinz „Schütte“ Schüttelkopf ist der wahrscheinlich kompromissloseste Wirt im Rosental. Er kocht in seiner rustikalen Taverna in Feistritz/Rosental höchstpersönlich – in einer Küche ohne Mikrowelle und Fritteuse. Die frischen Produkte bezieht er aus der näheren „internationalen“ Umgebung: Kärnten, Slowenien, Italien. Dementsprechend liest sich auch die kleine, aber feine Speisekarte. Freitags gibt es fangfrischen Fisch aus der Oberen Adria.
www.tavberna.at
Brechelgrube
In Sala bei Feistritz/Rosental führt die Route an einer 2009 rekonstruierten Brechelgrube vorbei. Sie erinnert an die einst in der Gegend florierende Produktion von Flachs. In dem gemauerten und im Boden versenkten Ofen wurden Flachsstängel durch Hitze „vorbehandelt“. Um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern, befanden sich diese Gruben immer in sicherer Entfernung zur nächsten Siedlung. Das Produkt des Vorgangs, die Flachsfasern, wurde dann zu Leinen weiterverarbeitet. Die Technik war jahrhundertelang Standard im Alpenraum, heute sind die Brechelgruben mit wenigen Ausnahmen aus dem Landschaftsbild verschwunden.
Fliegerbomben Notabwurf
In Rabenberg hat man dem Frieden ein Denk- bzw. Mahnmal gesetzt: in Form einer echten Bombe! Sie war im Zweiten Weltkrieg, ganz genau am 16. März 1944, Teil eines sogenannten Notabwurfes. Dabei versuchte ein amerikanischer Bomber, der vermutlich bei einem Angriff auf Klagenfurt durch Flakfeuer beschädigt worden war, überschüssigen Ballast loszuwerden, um es leichter über die Berge wieder Richtung Süden zu schaffen. Zwei bis drei (so genau lässt sich das nicht mehr rekonstruieren) der über Rabenberg abgeworfenen Bomben explodierten, eine nicht. Der 500 Kilo schwere Blindgänger einer Brand- und Sprengbombe erinnert nun an das Ereignis.
Bahnhof Weizelsdorf und Historama | a u ß e r t o u r l i c h
Bei Weizelsdorf verläuft die Route kurzzeitig parallel zur Rosentalbahn, die auch eine Art Lost Place ist. Der regelmäßige Personen- und Güterverkehr auf der 1906 in Betrieb genommenen Strecke wurde 2016, also genau nach 110 Jahren, eingestellt. Trotzdem dampft hier im wahrsten Sinn des Wortes manchmal noch die eine oder andere Lok vorbei. Sie hat dann einen Nostalgiezug des Vereins „Nostalgiebahnen in Kärnten“ im Schlepptau. Ausgangspunkt der Fahrten ist immer der mit dem Rad 1,2 Kilometer entfernte Bahnhof Weizelsdorf, wo die Chancen entsprechend gut stehen, einen Blick auf historische Waggons und/oder Triebwagen zu erhaschen.
Südlich von Ferlach betreibt der Verein übrigens das nur in den Sommerferien geöffnete Technikmuseum Historama. Auf 2200 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind historische Fahrzeuge aller Größen zu bewundern, von Mofas über Postbusse bis hin zu Graf Khevenhüllers ausschließlich mit Muskelkraft betriebener Flugmaschine aus dem Jahr 1914. Tipp für einen Tagesausflug!
https://nostalgiebahn.at/
Sattnitz-Konglomerat
Von Glainach aus hat man einen guten Blick auf die nördlich der Drau senkrecht aufsteigende Sattnitz. Du bist diesen Gebirgszug auf dessen nördlicher Seite bei Ebenthal schon entlanggefahren, hast beim Wasserfall in Ebenthal einen Blick in sein Inneres geworfen und ihn schließlich über den Zwanzgerberg überquert. Die Sattnitz besteht, wie man an dieser Stelle besonders schön sieht, aus Konglomeratgestein. Darunter versteht man Schotter, der vor Millionen von Jahren durch ein Bindemittel verfestigt wurde. Im Fall der Sattnitz handelt es sich um eine verkittete Flussablagerung aus dem Neogen (viel Spaß beim Googlen; um in die Materie einzutauchen, muss man wirklich Zeit und Interesse haben).
Pestkreuz
Bei Glainach führt die Strecke direkt am Pestkreuz vorbei. Es steht auf einem verschwundenen Friedhof. Als 1680 die Pest in der Umgebung wütete, wurde der bis dahin genutzte „Gottesacker“ (ein altes Wort für Friedhof) bei der Kirche rasch zu klein, um die vielen Toten bestatten zu können. Man musste hierher ausweichen. Aus der Zeit der mittelalterlichen Epidemien stammt übrigens auch das typisch österreichische „Helf Gott!“, das man (statt zum Beispiel „Gesundheit“) sagt, wenn jemand niest. Ein beginnender Schnupfen konnte ein Symptom für die Pest sein, weshalb man sich präventiv gegenseitig die Hilfe Gottes wünschte.
Wasserfall und Wasserschloss-Ruinen | a u ß e r t o u r l i c h
Im Sommer wirkt der feine Sprühregen rund um einen Wasserfall wie eine natürliche Klimaanlage: In der direkten Umgebung ist es immer ein paar Grad kühler. Dazu kommen die feinen Aerosole, die beim Aufprall des Wassers auf den Felsen entstehen. Sie haben – im Unterschied zu den Aerosolen, von denen in der Corona-Pandemie die Rede war – positive (!) Auswirkungen auf die Lungenfunktion und das vegetative Nervensystem. Wasserfälle sind also eine Kraftquelle. Und das gilt auch für den 40 Meter hohen Ebenthaler Wasserfall (Wegbeschreibung siehe oben).
Der Abstecher zahlt sich nicht nur wegen der pittoresken Umgebung aus. Ständig hat man das Gefühl, aus einer der vielen Naturhöhlen würde gleich ein Hobbit schauen. Dazu gesellen sich am Boden zwei schöne Lost Places. Sie sind Überreste alter Wasserschlösser, die der Wasserversorgung der näheren Umgebung gedient haben. Ein Gebäude steht sogar offen. Vorsicht beim Weg zum Wasserfall! Es besteht die Gefahr, über die eine oder andere alte Rohrleitung zu stolpern.
Ebenthaler Maulbeerbäume | a u ß e r t o u r l i c h
Nur 300 Meter von der Strecke entfernt kann man ein für Kärnten seltenes Naturdenkmal bewundern: zwei weiße Maulbeerbäume. Die knorrigen und krummen Gesellen wurden 1859 gepflanzt. Sie sind das letzte Relikt einer einst hier geplanten Seidenraupenzucht. Um sie aufzuziehen, wurden damals insgesamt 1000 Jungpflanzen über den Persischen Golf nach Triest verschifft. Da der Bau des Suezkanals gerade erst begonnen hatte, mussten die Pflanzen den monatelangen Seeweg um Afrika herum antreten. Nur knapp 100 Bäume sollen die Strapazen der Reise überstanden und in Ebenthal Wurzeln geschlagen haben. Ihre Blätter sollten den Seidenraupen als Futter dienen. Zum Aufbau der Zucht kam es jedoch nicht mehr, das Interesse an den wirtschaftlich kaum verwertbaren Maulbeerbäumen sank und sie wurden bis auf die zwei heute streng geschützten Exemplare bald wieder gerodet.
Der Fußweg zu den Maulbeerbäumen beginnt am Marterl (Bild- bzw. Heiligenstock) an der Bergstraße, kurz nachdem du die Ortschaft Ebenthal verlassen hast und die Steigung Fahrt aufnimmt. Immer geradeaus Richtung Westen halten und nach den Maulbeerbäumen nicht gleich umdrehen! Wer dem Weg hier Richtung Süden noch einmal 300 Meter folgt, kommt einem wirklich sagenhaften Lost Place: zum Ebenthaler Wasserfall und den Wasserschloss-Ruinen.
Kalmusbad
Wer in Kärnten von „der Sattnitz“ spricht, kann zwei Dinge meinen: den Gebirgszug, von dem hier später noch die Rede sein wird, oder den im Volksmund gleichnamigen einzigen Abfluss des Wörthersees. Er ist neun Kilometer lang, beginnt in der Ostbucht des Gewässers in Klagenfurt und mündet in den Glan-Fluss. In den meisten Landkarten ist der blaue Strich unter seinem amtlichen Namen „Glanfurt“ zu finden, Einheimische nennen den Wörthersee-Abfluss aber seit Jahrhunderten hartnäckig Sattnitz. 500 Rad-Meter von der Strecke entfernt kann man in ihr sogar baden: im ebenso legendären wie lauschigen Kalmusbad.
Der Badeplatz und das dazugehörige Gasthaus, in dem vor allem Produkte aus der eigenen Landwirtschaft auf den Tisch kommen, sind seit 1932 ein Familienbetrieb. Der Name des Bades leitet sich von der in der Sattnitz/Glanfurt heimischen Sumpfpflanze Kalmus ab, der vielfältige Heilkräfte zugeschrieben werden. Sie gibt ihre Wirkstoffe auch ans Wasser ab. Hier zu baden soll „stimmungsaufhellend“ sein, hilfreich bei Erschöpfungszuständen und Blutdruck sowie Nerven stärken.
Minimundus | a u ß e r t o u r l i c h
In einem Tag um die Welt – dafür braucht man theoretisch eine Rakete. Im Freizeitpark Minimundus in Klagenfurt (450 m von der Strecke entfernt und direkt mit dem Rad erreichbar) geht das zu Fuß. 159 Modelle von Sehenswürdigkeiten aus mehr als 40 Ländern stehen auf dem 26.000 Quadratmeter großem Freigelände. Man schlendert vorbei am Petersdom, dem Taj Mahal oder der Nationalbibliothek in Mexiko City. Die Detailtreue der Miniaturen und die verwendeten Originalmaterialien wie Marmor, Sandstein, Lavabasalt und Tuffstein begeistern Touristen. Minimundus, die kleine Welt am Wörthersee, hat von März bis November geöffnet und zählt zu den beliebtesten Kärntner Ausflugszielen.
www.minimundus.at
Villa Lido | K u l i n a r i k
Italien trifft die österreichische bzw. den österreichischen Südsee: Die Pizzeria & Trattoria Villa Lido ist die erste Adresse, wenn es um mediterranes Flair am Ufer des Wörthersees geht. Den Holzofen „bedienen“ waschechte Italiener, die Terrasse mit Blick über die malerische Wörthersee-Ostbucht gilt als beliebtester Open-air-Treffpunkt im Raum Klagenfurt. Dementsprechend viel Glück braucht man an einem sonnigen Tag, um einen Platz am Wasser zu ergattern. Gleich daneben befindet sich die Werft der Wörthersee-Schifffahrt und im Wasser westlich des Gebäudes ein gefluteter Lost Place. Pfähle erinnern an die 1932 abgebrannte ehemalige Militärschwimmschule, die im ausgehenden 19. Und beginnenden 20. Jahrhundert das Wassersportzentrum am Wörthersee war.
www.villa-lido.at
Hotel Wörthersee
Das ehemalige Hotel Wörthersee gilt als Musterbeispiel für die sogenannte Wörthersee-Architektur, die einen Mix aus Jugendstil und Regionalromantik, Barock und englischer Landhausarchitektur darstellt. Es wurde in den Jahren 1891 bis 1897 nach Plänen des Architekten Wilhelm Hess im Auftrag der Grafen Douglas Thurn-Valsassina und Georg Thurn-Valsassina errichtet. Das Hotel hatte 50 Zimmer mit 130 Betten, als besonderen Luxus gab es von Anfang an elektrisches Licht. Die Glanzzeiten der Herberge sind allerdings längst vorüber. Nach mehreren Eigentümerwechseln steht das Haus leer und verfällt zunehmend, obwohl die Fassade und das Dach unter Denkmalschutz stehen. Betreten verboten!
Schrottenburg
Wie ein mahnender Zeigefinger in eigener Sache ragt er aus dem Wald. Der 1824 errichtete Schrotturm an der Westeinfahrt von Klagenfurt steht seit Jahren leer und erfolglos zum Verkauf. Das denkmalgeschützte Gebäude verfällt zusehends – der Schriftzug „Schrottenburg“ ist von der Fassade fast schon vollständig verschwunden. So hieß das seit 1970 geschlossene Café am Fuß des Turms, das für seine Terrasse mit Blick auf den Wörthersee berühmt war.
Mit einer echten Burg hatte der Turm allerdings nie etwas zu tun – außer, dass er wehrhaft, aber möglicherweise auf verlorenem Posten an ein längst vergessenes Kapitel der heimischen Industriegeschichte erinnert. Kärnten war ein Hotspot für die Erzeugung von Schrot. Die Munition wurde hergestellt, indem man in speziell dafür hochgezogenen Türmen geschmolzenes Blei von oben durch ein Sieb goss. Durch die Schwerkraft und die entsprechenden vorher beigemischten Legierungen formten sich die Tropfen im freien Fall zu kleinen Kugeln. Als solche plumpsten sie am Fuß der Türme zum Aushärten in ein kaltes Wasserbad.
Als Schrotturm war das Gebäude bis Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb. 1927 erfolgte der Umbau in einen Gastronomiebetrieb. Das Betreten des Lost Place ist verboten.
Bunker | a u ß e r t o u r l i c h
Vom Thalerium sind es nur ein paar Schritte (zuerst Richtung Wörthersee, dann nach links) zur Waldarena Krumpendorf. Auf der Open-Air-Bühne finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Die leider verschlossene eiserne Tür auf der Bühne führt in einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Die deutsche Wehrmacht hatte im Bereich der heutigen Schiffsanlegestelle die Errichtung einer „seemännischen Unteroffiziersvorschule“ geplant, aber nur die beiden dazugehörigen Luftschutzstollen fertiggestellt. Die ebenfalls verschlossenen Eingänge zum zweiten befinden sich auf der anderen Seite des Weges im Hügel zwischen Thalerium und der Schiffsanlegestelle.
Thalerium | a u ß e r t o u r l i c h e K u l i n a r i k
Dieses Lokal 300 Rad-Meter abseits der Route ist kein Lost Place – es wird seit 2021 Schritt für Schritt renoviert. Wichtiger sind, wenn es ums Essen geht, ja ohnehin die „inneren Werte“. Und die bestehen im Thalerium aus einer ganz speziellen Mischung: Der junge Chef ist Österreicher, die junge Chefin Thailänderin. Austria meets Asia heißt es auch kulinarisch. Auf der Karte stehen ein Frühstück mit Wachteleiern ebenso wie Kärntner Jausen mit Produkten, die von Bauern aus der Umgebung bezogen werden, und natürlich hausgemachte thailändische Spezialitäten. Authentisches Multi-Kulti vom Feinsten!
http://www.thalerium.at/
Steinbruch Töschling | Klettergarten
Im stillgelegten Steinbruch von Töschling wurde der sogenannte Pörtschacher Marmor gewonnen. Hochbetrieb herrschte hier vor allem zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als die Stadt Klagenfurt nach einer Brandkatastrophe großteils neu aufgebaut wurde. Besonders viel benötigte man für das Anlegen des bis heute bestehenden Klagenfurter Lendhafens. Damals waren in Töschling bis zu 70 Steinmetze gleichzeitig beschäftigt. Heute ist das Marmorvorkommen beinahe vollständig ausgebeutet, der Abbau wurde in den 1970er-Jahren eingestellt. Der Steinbruch dient jetzt als Klettergarten.
maltatal.rocks