Zusatzinformationen
SEHENSWERTE LOST PLACES UND INTERESSANTE GESCHICHTEN ENTLANG DER TOUR
Beachte: Einige der Lost Places haben wir als außertourlich gekennzeichnet, da eine logische Routenführung für uns oberste Prioriät hat. Nicht jeden Gravelbiker interessieren unsere spannenden Geschichten entlang der Touren. All jene wollten wir nicht entlang des Tracks in "Sackgassen" führen.
Tierpark, Ruine und Schloss Rosegg
Einer Mauer, in der viel Geschichte steckt, fährt man in der Mühlbacher Straße in Rosegg entlang. Sie wurde aus den Steinen der alten Burg Rosegg errichtet, als Peter Ritter von Bohr ab 1839 rund um die Ruine der Festung einen Tierpark anlegen ließ. Er war eine illustre Person und machte sich zuerst als Maler und Geschäftsmann, dann allerdings als auch als Geldfälscher einen Namen. Der Tierpark ist nach wie vor in Betrieb und ein beliebtes Ausflugsziel. Er umgibt den stehen gebliebenen Bergfried der alten Burg. Das Areal gehört heute ebenso wie Schloss Rosegg (400 Meter von der Strecke entfernt) der bekannten Adelsfamilie Liechtenstein. Das im Gebäude betriebene Café erlaubt einen schönen Einblick in das Liebesleben vergangener Zeiten: Das Schloss wurde 1772 von Graf Franz Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg für seine italienische Geliebte, eine gewisse Madame Lucrezia, erbaut und erinnert deshalb mit voller Absicht an eine Villa im Süden.
www.rosegg.at
Keltenwelt Frög
Anderswo sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, hier sieht man den Wald vor lauter Hügelgräbern nicht. In Frög ist diesen eigentlich sehr seltenen Relikten aus der Hallstattzeit ein ganzes Freilichtmuseum gewidmet. Es wird Keltenwelt genannt und befindet sich unmittelbar neben den noch gut sichtbaren Hügelgräbern, die teilweise fast 3000 Jahre alt sind. Sage und schreibe 600 dieser besonders betuchten und/oder wichtigen Verstorbenen vorbehaltenen Grabstätten hat man hier gefunden. Die angrenzende Siedlung aus dieser Ära gilt als erste Hauptstadt eines Herrschaftsgebiets auf Kärntner Boden. Wie man dort gelebt hat, wird in der Keltenwelt anhand von Rekonstruktionen gezeigt. Das Freilichtmuseum hat von April bis Oktober geöffnet.
www.keltenwelt.at
Kulinarik Restaurant & Pizza Francobollo
In St. Jakob im Rosental führt die Tour an der laut einem 2018 durchgeführten Fallstaff-Voting beliebtesten Kärntner Pizzeria vorbei. Tatsächlich kann das Francobollo aber noch mehr aufwarten, zum Beispiel Steaks vom Feinsten. Eine kulinarisch ungewöhnliche Kombination, aber sie funktioniert: Ohne Reservierung ist hier kaum ein Platz zu kriegen. Dazu gibt’s Handgebrautes aus Kärntens kleinster Gerstensaft-Manufaktur, Malle-Bier in Villach.
www.francobollo.at
Kapelle der vergessenen Seelen | a u ß e r t o u r l i c h
Fünf Kilometer Umweg mit dem Bike und dann noch 700 Meter zu Fuß führen zu einem Lost Place mit einer dunklen Geschichte. Hier befand sich einst ein Friedhof, doch die Natur hat die Gräber zurückerobert. Nur die Ruinen einer Kapelle erinnern noch an die 22 Menschen, die auf dieser Anhöhe bestattet wurden. Sie waren Arbeiter, die zwischen 1903 und 1906 beim gefährlichen Bau des nur wenige hundert Meter entfernten Karawankenbahntunnels ums Leben kamen, oder Angehörige der dort beschäftigten Männer. Unter den Bestatteten befanden sich auch Opfer von Gewalttaten im Umfeld der Baustelle, drei tot geborene Babys und ein unbekannter Mann. Nach der Fertigstellung des Tunnels geriet die Kapelle in Vergessenheit, bevor sie im Kärntner Abwehrkampf 1919 – zweckentfremdet als Deckung – wieder in den Fokus beziehungsweise ins Schussfeld rückte. Bei Gefechten zwischen Kärntnern und Soldaten des jugoslawischen SHS-Staates, die Teil der Bahnstrecke besetzt hatten, wurde das Gotteshaus innen und außen schwer beschädigt. Zurück blieb ein bis heute dachloses Skelett.
Ewiger Regen | a u ß e r t o u r l i c h
Ein etwa ein Kilometer langer Abstecher (ein Drittel davon per Bike, der Rest zu Fuß) führt bei Maria Rain zum Naturdenkmal „Ewiger Regen“. Verantwortlich für das Phänomen sind mehrere Sickerquellen, die hier eine sogenannte Rieselflur bilden. So bezeichnet man permanent von Wasser überströmte Felsen. Vereinfacht könnte man dazu, wie es der Volksmund hier seit Jahrhunderten macht, auch „Ewiger Regen“ sagen.
Einsiedlerhöhle
Fast direkt an der Strecke (150 Meter zu Fuß) liegt die Einsiedlerhöhle. Sie besteht aus nur einem drei mal vier Meter großen Raum und stand möglicherweise in Verbindung mit einer Einsiedelei in Maria Rain, von der eine Sage berichtet:
Aus Furcht vor den damals häufigen Raubzügen türkischer Reiterhorden brachten die Mönche des Stifts Viktring ihre Monstranz, in der sich drei Tropfen des Blutes Christi befanden, in die abgeschiedene Einsiedelei in Sicherheit. Viele Gläubige begleiteten die feierliche Prozession nach Maria Rain und trampelten dabei ganze Felder nieder. Die Bauern waren darüber nicht erfreut, gingen aber am Ende trotzdem in die Kapelle, um zu beten. Als sie wieder herauskamen, waren die Gras- und Getreidehalme auf ihren Felder wieder aufgerichtet. Nur auf dem Acker eines Bauern blieben sie geknickt – er hatte vorher sehr geschimpft und sogar Gott gelästert. Der Betroffene schämte sich über die Strafe des Himmels sehr und schwor, an Ort und Stelle eine schöne Kirche statt der kleinen Kapelle zu bauen, wenn sich auch sein Gras wieder aufrichten würde. Dies geschah und der Bauer legte mit dem versprochenen Ausbau den Grundstein für die heutige Wallfahrtskirche Maria Rain.
Historisch belegt ist die Story natürlich nicht. Einsiedler wird es aber wohl gegeben haben. Sie waren im Alpenraum einst keine Seltenheit.
Rätselhafte Ruine
Wer mit offenen Fragen leben kann, folgt dem Weg, zu dem der Steig zur Einsiedlerhöhle abzweigt, etwa 400 Meter talwärts. An einem Bach, der in die Drau mündet, steht dort eine Ruine, über die sich wenig (ehrlich gesagt: gar nichts) herausfinden lässt. Die Lage lässt zunächst eine Mühle vermuten, Untersuchungen des Geländes mit einem Metalldetektor haben allerdings metallhaltige Schlacke zutage gefördert. Hier wurde also wahrscheinlich eine Schmiede betrieben, vielleicht sogar – mit der Kraft des Wassers – eine kleine „halbautomatische“ Hammerschmiede.
Pfahlbauten im Keutschacher See
Ein echter Lost Place, aber leider unsichtbar sind die Pfahlbauten im Keutschacher See. Die Überreste der Siedlung aus der Jungsteinzeit befinden sich auf der Kuppe einer Insel, die früher zum Teil aus dem See herausragte. Mittlerweile liegt sie aber knapp zwei Meter unter Wasser. Wegen ihrer großen Bedeutung zählen die archäologischen Funde seit 2011 zum UNESCO-Welterbe. Nur spekulieren können die Forscher, was die Größe des Dorfes vor 6000 Jahren betrifft. Sie haben bisher 1684 Pfähle gezählt, aber es lässt sich natürlich nicht herausfinden, ob alle Hütten aus derselben Zeit stammen und durchgehend bewohnt waren. Fest steht hingegen, dass die Kärntner „Insulaner“ bereits Kupfer verarbeitet und damit höchstwahrscheinlich Handel getrieben haben. Der hohe Arsengehalt von Kupferobjekten aus dem Mondsee stimmt mit jenem der Funde aus Keutschach überein. Warum sich die Menschen in Pfahlbauten niedergelassen haben, bleibt fraglich. Vielleicht fühlten sie sich dort besonders sicher, weil die Siedlungen gut zu verteidigen waren. Oder es ging um Mobilität: Waren ließen sich auf dem Wasserweg damals leichter transportieren als auf noch nicht vorhandenen Straßen.
Pfahlbauten am Keutschacher See
Goldgrube | a u ß e r t o u r l i c h
Ein zunächst 500 Rad- und dann noch etwa 700 Fuß-Meter langer Abstecher bergwärts führt bei Plescherken in ein Waldstück, in dem Schatzsucher Spuren hinterlassen haben. Spätestens ab dem 18. Jahrhundert wurde hier nach Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold geschürft. Am auffälligsten sind die vielen Pingen. Dabei handelt es sich um trichterförmige Krater im Waldboden. Manche haben nur drei, andere bis zu sieben Meter Durchmesser. Sie sind Überreste eines primitiven Tagbaus: Man hat einfach ein Loch in den Boden gegraben und herausgeholt, was zu holen war. Mittlerweile wachsen in den Pingen wieder Bäume und sie unterscheiden sich bis auf die Kraterform nicht vom Rest des Waldes. Sorglos herumspringen sollten man in diesen trotzdem nicht. Es gibt Gegenden, in den die Trichter durch den Zusammenbruch darunter verlaufender Stollen entstanden sind. Dieser Sicherheitshinweis gilt übrigens weltweit.
Das historische Wissen um die Vorgänge im Wald voller Pingen ist dürftig. Die ersten urkundlichen Erwähnungen des Bergbaus in Plescherken stammen erst aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Von 1759 bis 1762 stand er demnach unter Frohnfreiheit. Die Blei- und Silberausbeute war so gering, dass die Betreiber keine Pacht abliefern mussten. Wirtschaftlich ebenfalls erfolglos verlief 100 Jahre später die groß angelegte Suche eines laut zeitgenössischen Quellen „Pariser Unternehmers“ nach Gold. 1868 wurde der Betrieb endgültig stillgelegt. Nördlich der Pingen wird das Gelände steiler. Dort sind noch drei Stollen zu finden. Der geräumigste führt nur etwa vier Meter in den Berg hinein. Eine Feuerstelle und Müll weisen auf eine neuzeitliche Nutzung als Party-Location hin.
ACHTUNG: Unter der Stromleitung an der Straße beginnt der Weg Richtung Nordosten, über den man nach etwa zehn Minuten Fußmarsch das alte Bergwerksgelände erreicht. Die Pingen und Stollen sind links und rechts der Wege im Wald „verteilt“. Taschenlampe zum Hineinleuchten nicht vergessen! Stollen keinesfalls betreten!
Kathreinkogel | a u ß e r t o u r l i c h
Ein längerer, aber lohnender Abstecher - sofern du Lust dazu hast. Ansonsten empfiehlt sich alternativ eine kurze Wanderung auf den Kathreinkogel an einem anderen Tag. Ausgangspunkt ist immer die direkt an der Route gelegene Kreuzung der Farrendorfer Straße mit dem Katharinaweg, in den du abbiegst und bis zum letzten Bauernhof fahren kannst
Direkt an der Strecke liegt der durch seine Kegelform besonders markante Kathreinkogel. Kein Wunder, dass er Menschen seit jeher magisch anzieht. Der Berg war seit dem 7. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Auf den Gipfel führt ein gut mit Infotafeln über die Geschichte der Gegend ausgestatteter Fußweg (Gehzeit zum Gipfel ca. 45 Minuten). Wenn man ihm folgt, kommt man z. B. an einem römischen Gräberfeld vorbei. 53 Bestattungen haben Archäologen hier untersucht. Einige Menschen sind demnach durch Gewalt ums Leben gekommen, wahrscheinlich bei Kämpfen. An einem Skelett stellte man einen Lanzeneinstich im Schädelbereich fest, an einem anderen einen Pfeileinschuss. Auf dem Gipfelplateau sind rund um die der heiligen Katharina geweihten Kirche Mauern des ebenfalls römischen Kastells zu sehen. Highlight für die meisten Besucher ist aber der sogenannte Wunschbaum viel jüngeren Datums. Die auf ihm hängenden Kärtchen, Tafeln und Zettel rühren Betrachter manchmal zu Tränen, können ihnen aber mit Wünschen wie „Ich möchte endlich in Pension gehen“ aber auch ein Lächeln abringen.
Am Kathreinkogel wird – nach 2000 Jahren Pause – mittlerweile auch wieder das Getreide Emmer angebaut. Es gehört wie Dinkel zu den ursprünglichsten Vertretern der Weizen-Familie und war ein Hauptnahrungsmittel der Römer. Emmer ist zwar in der Verarbeitung aufwändiger als moderner Weizen, allerdings viel besser vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt. Das Urkorn wird ab Hof verkauft und findet sich u. a. im St. Kathreiner Steinzeitbrot wieder.
https://www.facebook.com/Urkorn.Emmer